Historischer Verein der Grafschaft Ruppin
2018_2
CHRONIK
Die interdisziplinäre Betrachtung des Havelberger Doms hat bei den 30 Zuhörern so manche Wissens-
lücke gefüllt. Herr Hans-Peter Bodenstein, pensionierter Lehrer und heute auf den “Nebenstraßen der
Romanik” in der Altmark unterwegs, verknüpfte Astronomie, Geometrie, Mathematik, Historik und Theologie
und erläuterte seine Theorie und Methoden, mit denen er die Gründungsdaten mittelalterlicher Kirchen
ermittelt. Er zeigte am Beispiel des Havelberger Doms auch, auf welche Weise mittelalterliche Baumeister
mit Schnur und Lot projektierten und in welchen Proportionen die einzelnen Glieder dieses Baues zueinander
stehen. Vom Goldenen Schnitt und vom Goldenen Rechteck war dabei die Rede und damit von Dingen, die
die oft nur auf vordergründige Effekte zielenden modernen Großbauten vielfach vermissen lassen.
Vortrag von Hans-Peter Bodenstein
“Der Havelberger Dom - Die Eigenheiten des Entwurfs der romanischen Basilika
und die Ableitung eines Gründungsdatums”
Herbstexkursion zu der Ausstellung DIE POTSDAMER “KAISERDÄMMERUNG”
im Neuen Palais
Die Ausstellung im Schloss beschäftigt sich mit dem Ende der Monarchie vor 100 Jahren und zeigt
unter anderem, was Wilhelm II. und seine Frau an Besitztümern fortschafften.
Zum Abschluss trafen sich die Teilnehmer zum Kaffeetrinken im Cafe “Kades” am Pfingstberg.
Eine kleine Straße und ein großer Platz sind in Neuruppin nach dem Königlichen Bauinspektor
Bernhard Matthias Brasch (+ 1821) benannt, der Vielen als der Schöpfer der nach dem großen
Brand von 1787 wiederaufgebauten Stadt gilt.
Aber konnte ein weisungsgebundener, also subalterner Baubeamter, der Brasch nun einmal objektiv
war, überhaupt eigenständige Entwürfe durchsetzen und Entscheidungen herbeiführen, die die neue
Stadt um ein Drittel vergrößerten? Und konnte er die dazu nötigen Gelder beschaffen? In Sachen
Brasch sind hierorts noch immer viel Verklärung und wenig Wissen im Spiel.
Der Vorstansvorsitzende Dr. Peter Schmidt hat an diesem Abend vor 50 Zuhörern über das Leben
des Bauinspektors und sein tatsächliches Wirken in und für Neuruppin gesprochen und dabei viel
bislang Unbekanntes berichtet. Das Fazit: Eine kleine Straße nach dem Bauinspektor zu benennen
geht in Ordnung. Aber als Namensgeber von Neuruppins größtem Platz ist er eine Fehlbesetzung.
Vortrag von Dr. Peter Schmidt
“Bauinspektor Brasch und der Wiederaufbau Neuruppins.
Wahrheit und Legenden, Wunsch und Wiklichkeit”
„Fontane trifft Knesebeck – Begegnung eines (un)gleichen Paares”
Vortrag von Günter Rieger
Vor 50 Zuhörern stellte Vereinsmitglied Günter Rieger das besondere Verhältnis zwischen Fontane
und Karl Friedrich von dem Knesebeck dar. Für Fontane entsprach dieser dem Idealbild eines
preußischen Junkers: Gebildet, maskulin, aber auch gütig und gerecht.
Weihnachtsfeier des Historischen Vereins 2018 im Restaurant “Tempelgarten”
Vorstandsmitglied Monika Adomeit erfreute mit über 100 Jahren Zechliner Dorfgeschichten und
-bräuchen die Zuhörer. Der lebendige Vortrag voller Fakten und Anekdoten sorgte für eine
gelungene Weihnachtesfeier und brachte viele zurück zu ihren eigenen Kindheitserinnerungen
in Dörfern und Städten.